Verhandeln macht Eltern stärker

Buchautorin Patricia Cammarata gibt Tipps für den Winter

Es geht Richtung Winter und dieses Jahr ist der Zusammenhalt in der Familie noch wichtiger als sonst. Jeder Tag kann ganz anders sein als der zuvor. Niemand weiß genau, wie es die nächsten Monate über sein wird. Wie kannst du sicherstellen, dass euer „Organismus“ weiterhin gut funktioniert? Wir haben mit der Buchautorin und Bloggerin Patricia Cammarata gesprochen.

Verhandeln macht Eltern stärker

Die Buchautorin (Raus aus der Mental Load-Falle) Patricia Cammarata macht sich dafür stark, dass Verantwortung zwischen den Elternteilen gut aufgeteilt ist. Auf ihrem Blog erzählt sie schon lange von den eigenen Abenteuern mit ihrer Familie. Sie erklärt, wie Aufgaben gerecht aufgeteilt werden und Elternteile sich auch mal erholen können. Sonst droht die Mental Load-Falle.

Was ist "Mental Load" und wie erkenne ich das?

„In der freien Wirtschaft sagt man dazu Projektmanagement. Eine Person in der Familie hat zu den eigentlichen To-dos alle Fäden in der Hand und koordiniert alle Prozesse und Ergebnisse rund um Haushalt und Kinder. Meistens liegt das bei den Frauen. Meistens ist es eine sehr unsichtbare Arbeit.“

Fazit:
Sobald eine Person für die ganze Familie alles organisiert, ist das schnell nicht mehr gesund. Oft geht es dann Müttern so, dass sie ständig erschöpft sind. Das liegt an all den Aufgaben, die irgendwann noch erledigt werden müssen. Das ist „Mental Load“.

Deshalb spricht Patricia Cammarata immer von den beiden „Elternteilen“. „Um genau diese Differenz aufzulösen, die im Kopf aufgeht. Diese Rollenklischees, wie: die Mutter ist die, die sich kümmert, der Vater ist der Versorger.“

Wie können wir Verantwortung gut zusammen aufteilen?

Niemand kann die Verantwortung für alles allein übernehmen. Unsere Expertin rät deshalb, ständig mit der Partnerin oder dem Partner zu verhandeln. Das beugt der Erschöpfung vor.

„Im Grunde ist ja der erste Schritt darüber zu sprechen, was gibt es eigentlich zu tun? Und dann darüber zu verhandeln, wie wollen wir das denn in Zukunft handhaben?“

Das fällt dir schwer? Keine Sorge. So geht es vielen.

„Das Verhandeln hat ganz wenig Kultur in Beziehungen. Das romantische Ideal sagt eher: Wir lesen uns unsere Wünsche von den Augen ab und wir fühlen, was der andere braucht. Das klappt mit zunehmender Komplexität nicht mehr gut. Deswegen ist das Verhandeln, Prioritäten-setzen und wirklich Verantwortung übergeben wichtig. Das müssen viele Paare üben und sich da langsam rantasten.“

Denn Gleichberechtigung fühlt sich nicht nur besser an, sie schützt auch gegen den Stress in Ausnahmesituationen.

Was kann ich tun, wenn ich gerade total erschöpft bin?

„Die Leute erwarten immer, dass es ganz was Großes sein muss – etwas, das weltbewegend alles verändert. Aber das sind wirklich ganz viele kleine Stellhebel, die man bedienen kann, um da Erleichterung zu verschaffen.“

Womit kannst du als Elternteil anfangen?

„Das Wichtigste wäre, erstmal alle To-dos anzugucken und sich zu fragen: Was davon müssen wir eigentlich wirklich machen? Das sind wirklich manchmal Mini-Sachen. Und sich Verschnaufpausen gönnen. Das passiert nicht von alleine, das muss man absprechen. Auch solche Banalitäten, wie: ‚ich will heute ausschlafen‘. “

Merke dir also:
1. Prioritäten setzen
2. Unnötige Sachen streichen
3. Schnellere Lösungen finden
4. Verschnaufpausen gönnen

Gestehe dir ruhig ein, dass nichts perfekt ist.

„Jetzt, nachdem wir zusammen ständig in der Wohnung waren, sah es immer aus wie sonst was. Da hätten wir mehr putzen müssen. Aber wir haben dann einfach gesagt: Ne, sorry, wir haben gerade einfach Stress. Man kann sich auch den Dreck von der Fußsohle runtermachen.“

Und wenn jemand vorbeikommt und das sieht?
„Ja gut, dann sagt der halt: Bei Cammaratas ist es schmutzig.“

Wir haben im ElternHotline-Magazin bereits vom „Organismus“ Familie gesprochen. Damit du auch während der Kontaktbeschränkungen stark bleibst, haben wir den Bildungsforscher Klaus Hurrelmann um Hilfe gefragt. Dieser Artikel erklärt, was du tun kannst, wenn dein Kind gerade seine FreundInnen vermisst und sich weiter mit ihnen treffen möchte.

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