Resilienz – die Abwehrkraft deiner Seele
Wie du lernst, Krisen zu meistern
Ich sitze im Homeoffice, habe schlecht geschlafen, einen Berg voller Arbeit und nebenbei die täglichen To-Dos, die jeder auf seinem Zettel stehen hat: Haushalt, Einkauf, Sport, Familie, Freunde, Arztbesuche... Die Liste ist lang. Ich schaue von meinem selbst eingerichteten Arbeitsplatz aus dem Fenster und frage mich, wie Eltern das eigentlich alles hinbekommen. Manchmal bin ich schon mit mir allein und meinem Leben überfordert. Wie kann es dann sein, dass man als Mama oder Papa den Alltag regelt? Gibt es sie doch, die Superheldinnen und Superhelden? Nein. Das nicht. Aber ich bin der Frage auf den Grund gegangen und habe andere Antworten gefunden.
Resilienz als Antwort auf Krisen, Konflikte und Niederlagen
Was macht mich stark und woher bekomme ich meine Kraft? Als ich mich mit diesen Fragen beschäftige, stoße ich auf Ariane Füchtner. Sie ist Expertin auf diesem Gebiet und hat sich erfreulicherweise angeboten, mir einige Erklärungen zu diesem Thema zu geben. Direkt werde ich mit einem Fremdwort konfrontiert: Resilienz. Ganz neu ist dieser Begriff nicht für mich und doch freue ich mich, dass sie mir Resilienz in einfachen Worten erklärt: „Resilienz ist die Fähigkeit, nicht aufzugeben. Egal welchen Kummer, Sorgen oder Krankheiten du in deinem Leben gerade hast. Zu lernen, Hindernisse zu überwinden und innerlich stark zu bleiben, damit du glücklich und zufrieden bist. Resilient sein heißt auch, Fehler zu machen und andere um Hilfe zu bitten.“ Klingt super, denke ich. Genau das möchte ich auch können. Weil Ariane Füchtner als Therapeutin und Coach anderen Menschen professionell dabei hilft, Resilienz zu lernen und trainieren, erzählt sie mir, wie sie das in ihrem Berufsalltag macht: „Ich helfe Menschen, die aufgrund von Problemen in der Familie, bei der Arbeit oder in der Schule entweder sehr traurig, wütend, gestresst oder sehr ängstlich sind und sich schwach fühlen. Bei mir können die Menschen über das, was passiert und ihre belastenden Gefühle reden und lernen, damit umzugehen, damit sie sich dann wieder stark und widerstandsfähig fühlen.“
Resilienz lernen – so wirst du stark
Jeder von uns ist also in der Lage, an seiner inneren Stärke und einem guten Umgang mit Herausforderungen im Alltag zu arbeiten. „Resilienz ist keine feste Größe, sondern ein Zusammenspiel aus verschiedenen sogenannten Schutzfaktoren, die trainiert und erlernt werden können.“, erklärt Ariane Füchtner in unserem Gespräch und zählt auf, was resiliente Menschen ausmacht:
- Die Fähigkeit, optimistisch zu sein
- Ein positives Selbstbild haben
- Dinge akzeptieren, die sich nicht ändern lassen
- Grenzen setzen
- Achtsam sein
Vielleicht kann man Resilienz also als Puzzle sehen, welches sich aus unterschiedlichen Teilen zusammensetzt. Ein weiteres wichtiges Puzzlestück wären dann unsere Gefühle, sagt Ariane Füchtner: „Zu den Schutzfaktoren gehören auch, achtsam zu sein und unsere Gefühle regulieren zu können, d. h. mitzubekommen, wie es uns geht und uns aufzubauen und zu trösten, wenn es uns nicht gut geht oder uns zu beruhigen, wenn wir aufgeregt oder ängstlich sind.“ Resilienz ist unsere eigene, innere Abwehrkraft. Sie macht uns stark und ist für uns da, wenn wir auf Probleme, Herausforderungen und Krisen im Leben stoßen.
Eine Übung für deinen Alltag: Verändere deine Perspektive
Kommen wir zurück zum Ellternalltag. Wie wird man denn jetzt zur Superheldin oder zum Superhelden? Ariane Füchtner hat eine gute Übung, die einem dabei helfen kann: „Versuche dich auf das zu fokussieren, was funktioniert und nicht auf das, was nicht funktioniert. Das hilft dem Körper, sich zu regulieren und zu entspannen. Welche neuen Fähigkeiten und Talente hast du während der Corona Krise (neu) für dich entdecken können – wie z. B. ein neues Hobby wie Kochen oder eine neue berufliche Fähigkeit wie die Zusammenarbeit online mit Kollegen? Oder was war möglich, als du die Realität von Lockdown und Homeschooling akzeptiert hast, z. B. Spieleabende mit der Familie, gegenseitige Unterstützung durch die Nachbarschaft. Wenn du ein Beispiel, egal wie klein es ist, gefunden hast, beobachte, was die Erinnerung an die positive Erfahrung mit dir macht, wie es sich in deinem Körper anfühlt, wenn du daran denkst.“
Das hört sich für mich ziemlich logisch an und verleitet mich direkt dazu, das Ganze mal auszuprobieren. Natürlich ist das nur ein kleiner Schritt im stressigen Alltag. Aber es ist schon einmal gut zu wissen, dass man selbst daran arbeiten kann, Herausforderungen besser zu meistern. Los geht’s!
Bitte beachte, dass diese oder ähnliche Übungen keine professionelle Beratung oder Betreuung ersetzen. Wenn du also merkst, dass dich deine Probleme überwältigen, suche dir direkte Unterstützung. Wir haben dir hier einige Anlaufstellen aufgelistet, die dir weiterhelfen können.
Wir danken Ariane Füchtner für die gemeinsame Zeit und die Möglichkeit, an ihrem Webinar „Resilienz und Selbstregulation“ teilzunehmen. Ariane Füchtner ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und ist Expertin für Resilienz und die Regulation des Nervensystems. Dabei arbeitet sie hauptsächlich mit Somatic Experiencing, einer Methode zur Lösung von chronischem Stress und Trauma. Sie hat eine Privatpraxis in Berlin und Potsdam. Meldet euch gern bei ihr unter www.fuechtner.net
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