„Die Rechte der Kinder stärker in den Fokus rücken“

Die TeilnehmerInnen der bundesweiten Initiative „Familien in der Krise“ fordern mehr Beachtung von Eltern und Kindern.

Circa 20 TeilnehmerInnen bestehend aus Eltern und Kindern versammelten sich am vergangenen Dienstag vor der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Sie warfen einen Brief an die Schulsenatorin Frau Scheeres ein, in dem sie ihre Unzufriedenheit artikulierten, denn: „Bildung ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Bildung ist keine Privatsache.“

„Die Rechte der Kinder stärker in den Fokus rücken“

Sarkis Bisanz, Bundestagsmitarbeiter, regionaler Organisator der Demonstration von „Familien in der Krise“ in Berlin und Vater, möchte, dass Bildung und Kinderrechte in der Corona-Krise stärker in den Fokus gerückt werden. Und dass Kinder auch bei den Entscheidungen über Lockerungen stärker beachtet werden.

Die Einrichtungen werden sich selbst überlassen

„Am Anfang wurde alles dicht gemacht. Das war vielleicht auch in Ordnung, weil man der Situation Herr werden musste, aber jetzt sind wir hinten dran bei den Bildungseinrichtungen“, so Bisanz. Zwar gebe es einen Vier-Stufen-Plan, aber das sei alles noch unter Vorbehalt. Man überlasse alles den Einrichtungen und das sei sehr problematisch in einer so wichtigen Situation.

Sarkis Bisanz

Kinder nicht wie Erwachsene behandeln

Ein weiterer Punkt, den Bisanz anspricht, ist, dass Kinder sich in der Kita nicht an die gleichen Hygiene-Regeln wie Erwachsene halten können. „Man darf Kinder dann aber nicht damit bestrafen, dass ihre Einrichtungen geschlossen werden“, so der Organisator. Stattdessen fordert er mehr Tests für ErzieherInnen und Vorschläge von der Politik, die über das Händewaschen hinausgehen.

Eine Nacht mit Aha-Effekt

Auf das Problem aufmerksam geworden ist er, als seine kleine Tochter eines Nachts aufgewacht ist und angefangen hat zu weinen, weil sie ihre FreundInnen so sehr vermisste. „Damals durfte man auch die Großeltern nicht mehr besuchen. Das heißt, sie hatten gar kein richtiges Leben mehr“, so Bisanz. „Da ist uns klar geworden, wir müssen was machen. Und dass das in der politischen Entscheidung überhaupt keine Rolle spielt.“ Außerdem kritisiert er das „Allzweck-Mittel“ Home-Office: Das diene nun nicht mehr der Entlastung, wie anfangs angedacht, sondern sorgt für eine Doppelbelastung als ArbeitnehmerIn plus ErzieherIn. „Solche Sachen sind uns im Laufe der Debatte erst bewusst geworden“, sagt Bisanz.

„Wir möchten nicht, dass an den Schulen die Angst regiert“

Ein weiterer Wunsch der TeilnehmerInnen ist, dass für das nächste Schuljahr ein festes Konzept für die Bildungsmöglichkeiten der Kinder vorliegt. „Wir befürchten, dass das nicht der Fall ist“, sagt Bettina L., Mutter von zwei Kindern. „Wir haben außerdem den Eindruck, dass kleine Kinder mit diesen digitalen Lernkonzepten größte Schwierigkeiten haben. Wir möchten, dass an den Schulen nicht die Angst regiert, sondern dass an den jeweiligen Standorten Möglichkeiten gefunden werden, dass Kinder die Schule besuchen können.“

„Mein Kind schreit zu Hause und sagt: Ich will wieder in die Schule!“

Auch Marion W., Mutter von einem Sohn, befürchtet, dass inzwischen beim Thema Bildung eine gewisse Lethargie eingetreten ist. „Mein Sohn hat in vier Wochen viermal drei Stunden Unterricht. Und ich finde, das sind einfach Dinge, wo wir die Kinder auch nicht außer Acht lassen dürfen, insbesondere mit der Verhältnismäßigkeit und den Daten, die aus meiner Sicht heute vorliegen.“ Sie fordert mutigere und innovativere Ideen, um etwas normaler ins kommende Schuljahr zu gehen.

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