Corona-Pandemie benachteiligt Kinder und Jugendliche stark – es gibt aber keine „Generation Corona“

Dies ist ein Kernbefund des Sammelbandes „Generation Corona? Wie Jugendliche durch die Pandemie benachteiligt werden“, den Dieter Dohmen und Klaus Hurrelmann herausgeben. Er erscheint am 19. Mai 2021 bei Beltz Juventa.

Übergreifend zeichnen die 15 Beiträge ein deutliches Bild: Kinder und Jugendliche werden erheblich durch die Pandemie beeinträchtigt. Es betrifft jedoch vor allem diejenigen, die auch unabhängig von der Pandemie benachteiligt sind. Der Begriff „Generation Corona“ ist daher irreführend.

Corona-Pandemie benachteiligt Kinder und Jugendliche stark –  es gibt aber keine „Generation Corona“

Die Corona-Pandemie hat viele Kinder und Jugendliche stark benachteiligt. Wer von ihnen aber von den Auswirkungen geschlossener oder unregelmäßig geöffneter Kitas und Schulen besonders betroffen ist und wer mit dem Home Schooling zurechtkommt oder nicht, dazu gab es bisher keine Übersicht.

Das ändert sich jetzt: Der am 19. Mai 2021 im Verlag Beltz Juventa erscheinende Band „Generation Corona?“ fasst zum ersten Mal alle bisher zum Thema existierenden Studien zusammen. Er kommt zu klaren Resultaten, die sehr anschaulich und pointiert formuliert werden – immer wieder exemplarisch unterfüttert von leicht verständlichen Tabellen. „Der übergreifende Befund ist eindeutig“, stellt der renommierte Bildungsforscher Dr. Dieter Dohmen, einer der beiden Herausgeber, fest. Dohmen, Direktor des federführenden FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in Berlin, kommt zu einem ernüchternden Resümee: „Kinder und Jugendliche sind um so stärker belastet und beeinträchtigt, je ungünstiger ihre Lage bereits vor der Pandemie war. Wenn ihre Wohnsituation beengt ist, ihre Eltern tagsüber nicht zuhause sein und kaum helfen können und der Haushalt eine schlechte technische Infrastruktur hat, die man sich möglicherweise mit Geschwistern teilen muss – dann ist die Gefahr groß, den Anschluss zu verlieren.“ Ist auch die Schule digital schlecht ausgestattet und fehlt den Lehrern die erforderliche digitale Kompetenz, dann spitzt sich nach den vorliegenden Studien die Situation der Kinder weiter zu.

Corona-Pandemie als Brennglas für soziale Ungleichheit
„Die Corona-Pandemie hat in dramatischer Weise die Lage der zuvor schon sozial benachteiligten jungen Menschen weiter verschlechtert“, ergänzt der zweite Herausgeber des Bandes, Professor Klaus Hurrelmann, Senior Expert am FiBS. „Corona zeigt wie durch ein Brennglas, wie groß die Ungleichheit der Bildungschancen in Deutschland ist. Bereits vor Corona fiel ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen durchs Raster und fand nach der Schule keinen Ausbildungsplatz. Jetzt könnten es nach unserer Prognose deutlich mehr werden.“ Die

Gefahr sei sehr groß, dass sie nunmehr vollends den Anschluss verlieren und von Arbeitslosigkeit bedroht werden.

Die beiden Bildungsforscher halten es dennoch nicht für angemessen, der gesamten jungen Generation den Stempel „Generation Corona“ aufzudrücken. „Kinder und Jugendliche werden erheblich durch die Pandemie beeinträchtigt. Der größte Teil von ihnen kommt aber mit allen Widrigkeiten einigermaßen gut zurecht. In große Schwierigkeiten geraten vor allem diejenigen, die auch unabhängig von der Pandemie benachteiligt sind“, ergänzt Dohmen.

Die Forderung: Schulen ganzheitlicher denken
Er fordert die Politik auf, ein umfassendes, nachhaltig angelegtes und ehrgeiziges Konzept zu entwickeln. „Am besten wäre es, wenn die Schulen kurzfristig in strukturierte Ganztagsschulen überführt und im Zusammenspiel mit außerschulischen Lernangeboten, professioneller Nachhilfe, Sportvereinen und Musikschulen umfassend agieren könnten. Daneben sollte auch die Schulsozialarbeit aufgestockt und mit der außerschulischen Kinder- und Jugendhilfe ebenso wie mit psychologischen Unterstützungsangeboten kooperieren.

Studien drehen sich auch um Lernentwicklung und Übergang in die Ausbildung

Der Band „Generation Corona? Wie Jugendliche durch die Pandemie benachteiligt werden“, herausgeben von Dieter Dohmen und Klaus Hurrelmann, ist im Verlag Beltz Juventa erschienen.
In vier Abschnitten wertet der Band neben Studien zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Lernentwicklung von Kindern und Jugendliche auch solche zum Übergang in Ausbildung sowie zur psychischen Gesundheit aus.

Das Buch:
Dieter Dohmen und Klaus Hurrelmann (Hrsg.):
Generation Corona? Wie Jugendliche durch die Pandemie benachteiligt werden
302 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-7799-6546-6

Preis: 24,95 (E-Book 22,99 Euro)


Unter den Autorinnen und Autoren sind Yvonne Anders (Uni Bamberg), Stephan Huber (PH Zug), Alexandra Langmeyer (DJI), Kai Maaz (DIPF), Nele McElvany (IFS/TU Dortmund), Christina Anger, Wido Geis-Thöne, Axel Plünnecke (IW Köln), Ulrike Ravens-Sieberer (UKE Hamburg), C. Katharina Spieß, Mathias Huebener, (DIW), Ludger Wößmann, Larissa Zierow (Ifo Institut), Simon Schnetzer.

 

Weitere Informationen im Internet unter

https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/produkte/produkt_produktdetails/46515-generation_corona.

https://www.fibs.eu/referenzen/publikationen/publikation/kein-anschluss-trotz-abschluss-benachteiligte-jugendliche-am-uebergang-in-ausbildung/

 

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