Fortsetzung: Möglicherweise naht die 3. Corona-Welle. Was tun, wenn sie wirklich kommt?
Teil 2: Folgen für Kita und Schule
Im ersten Teil (siehe hier) wurden die aktuellen Entwicklungen und die möglichen Folgen für die kommenden Wochen beschrieben. Es scheint realistisch davon auszugehen, dass die Infektionszahlen bald wieder ansteigen dürften und dass das Risiko für Kinder und Jugendliche größer werden könnte.
Öffnung von Kitas und Schulen
Bereits in der vergangenen Woche haben erste Bundesländer wieder mit einer stärkeren Öffnung von Kitas und Schulen begonnen, die meisten anderen Länder werden in den kommenden Wochen folgen. Manche bereits am kommenden Montag (22. Februar), die anderen überwiegend am 1. März. Siehe zu den Regelungen in Deinem Bundesland hier.
Auch wenn „Öffnung“ nicht heißt, dass alle Kinder wieder ganz normal jeden Tag in die Kita oder Schule gehen: In den Kitas wird die Kapazität wieder etwas erhöht. In den Schulen gibt es meist Wechselunterricht mit kleineren (halbierten) Klassen – allerdings gibt es dabei sehr unterschiedliche Konzepte: in manchen Schulen gehen die Kinder jeden Tag für ein paar Stunden in die Schule, manche vormittags, andere nachmittags. In anderen Schulen wechseln sich die Schülerinnen und Schüler im Tages- oder Wochenrhythmus ab.
Egal welches Konzept im Einzelfall angewandt wird, es wird in jedem Fall zu einem vermehrten Kontakt der Kinder und Jugendlichen mit der Außenwelt kommen. Und damit steigt das Infektionsrisiko mit hoher Wahrscheinlichkeit an, auch wenn es verschiedene Vorsorgemaßnahmen gibt.
Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko für Kinder und Jugendliche?
Es gibt nach wie vor keine klare und wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnis, wie hoch die Gefährdungslage für Kinder und Jugendliche wirklich ist. Das gilt auch hinsichtlich der Frage, wie groß die Gefahr in Kitas und Schulen wirklich ist. Es gibt immer noch widersprüchliche Studien, die einmal dem Ergebnis kommen, dass das Risiko geringer ist als bei anderen Altersgruppen. Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, das das Risiko genauso groß ist, wie für andere Altersgruppen. Das gilt auch obwohl die 7-Tage-Inzidenz für Kinder immer noch geringer zu sein scheint als für andere Altersgruppen. Auffallend ist auch, dass der Rückgang deutlich schwächer ist als bei allen anderen Altersgruppen. Es wurde zudem darauf hingewiesen, dass dieser geringere Rückgang auch insofern besonders merkwürdig sei, als die Testhäufigkeit viel stärker gesunken sei als bei anderen Gruppen. Das würde bedeuten, dass Kinder zwar seltener getestet, aber dann auch deutlich häufiger infiziert seien.
Wo ist das Ansteckungsrisiko für Kinder und Jugendlich besonders hoch?
Eine Studie von Wissenschaftlern der TU Berlin hat ermittelt, wie hoch das Ansteckungsrisiko über Aerosolpartikel in Innenräumen sein dürfte (siehe die Abbildung oben: Quelle: https://depositonce.tu-berlin.de/bitstream/11303/12578/5/kriegel_hartmann_2021.pdf). Sie zeigt, dass das Risiko sehr stark schwanken und von weiteren Faktoren beeinflusst wird. Je weniger Personen in einem Raum sind, desto besser, Maskentragen hilft etc. Und dennoch sind manche Situation, in denen sich auch Kinder oder Jugendliche bewegen, besonders riskant.
Schaut man jetzt, wo Kinder mehr oder weniger gefährdet sind, dann fallen verschiedene Situation besonders auf: in einer vollbesetzten Oberschulklasse, in der die Schülerinnen und Schüler keine Maske aufsetzen, ist das Risiko, sich anzustecken, elfmal höher wie in einem Supermarkt, wo die Masken aufgesetzt werden. Selbst wenn die Klasse nur halb voll ist und die Schülerinnen und Schüler eine Maske aufhaben, ist das Risiko immer noch dreimal so hoch wie im Supermarkt.
Wie groß die Gefahr im Bus oder in der Bahn ist, zum Beispiel, auf dem Weg in die Schule, hängt von der Auslastung ab und ob Masken getragen werden oder nicht. Auch die Dauer der Fahrt spielt eine Rolle. So weist die Abbildung nur für eine längere, hier dreistündige Bahnfahrt bei hälftiger Besetzung trotz Maske ein um die Hälfte erhöhtes Risiko (gegenüber einem Aufenthalt im Supermarkt mit Maske). Demgegenüber ist die Fahrt in Bus oder Bahn (ÖPNV) mit Maske mit einem etwas geringeren Risiko als der Supermarkt mit Maske ausgewiesen. Mich irritiert aber, dass kein Wert für die Auslastung oder die Dauer der Fahrt genannt wird. Insofern würde ich Eltern nicht empfehlen, ihr Kind in Stoßzeiten in den Bus oder die U-Bahn zu setzen. Ganz im Gegenteil – ich bevorzuge den persönlichen Transport mit dem Auto.
Wo bedeutet das für offene Kitas und Schulen bzw. Schulbesuch des Kindes?
Auch wenn ich es für einen Teil der Kinder für sehr wichtig halte, dass diese schnellstmöglich wieder in die Kita und insbesondere Schule gehen (siehe dazu hier), halte ich das Risiko insgesamt für vergleichsweise hoch. Dies gilt insbesondere, wenn sie die Infektionszahlen wieder erhöhen und die britische Mutation weiterhin an Bedeutung gewinnt. Sollte beides zusammenkommen, dann gehe ich davon aus, dass Kitas und Schulen möglicherweise wieder geschlossen werden. Das hängt aber auch davon ab, welcher politische Druck in die eine oder andere Richtung gemacht wird.
Wenn Ihr es Euch als Eltern „leisten könnt“ und das Kind zuhause beim Lernen unterstützen könnt, dann würde ich persönlich mein Kind eher zuhause behalten. Allerdings würde ich auch darauf schauen, wie es dem Kind damit geht. Kommt es mit dem zuhause bleiben gut zurecht, dann ist das einfacher. Wenn das Kind unruhig wird, die Stimmung schlecht ist, dann würde ich schauen, dass es zumindest ab und zu in die Schule geht und es mit dem Auto oder Fahrrad in die Schule bringen.
Schwierig wird es, wenn die Präsenzpflicht nicht aufgehoben ist, was in einigen Ländern der Fall zu sein scheint. Dann haben Eltern eigentlich keine Entscheidungsfreiheit und das Kind muss strenggenommen in die Schule gehen.
Eine andere Bewertung würde ich vornehmen, wenn Eltern ihre Kinder nicht oder nur wenig unterstützen können. Das gleiche gilt, wie bereits kurz beschrieben, wenn das Kind gesundheitlich oder psychisch darunter leidet, dass es seit Wochen bzw. Monaten zuhause bleibt. Das gilt insbesondere auch dann, wenn sonstige Risiken für das Kind bestehen, zum Beispiel, wenn auch die Eltern mit den Nerven am Ende sind und/oder kurz vor dem Burnout stehen etc.
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