Eine Gute-Nacht-Geschichte

Naoko, Noah und der Elefant

Kinder sollen sich frei entfalten. Dafür ist es gut, wenn sie möglichst viele unterschiedliche Vorstellungen davon bekommen, was Jungs und Mädchen alles sein dürfen: AstronautIn, TaucherIn, ErzieherIn, JournalistIn oder PhysikerIn. Unsere Geschichte ist für Eltern, die ihren Kindern gerne von mutigen Mädchen, albernen Jungen und Elefanten erzählen wollen.

Eine Gute-Nacht-Geschichte

Naoko und Noah sind beste Freunde. Sie kennen sich schon, seitdem sie krabbeln können. Vor 7 Jahren haben sich Naokos Papa und Noahs Mama in der Sonnenstraße auf einem Straßenfest kennen gelernt. Beide hatten ihre kleinen Kinder auf den Schultern, damit sie die Musikband auf der Bühne sehen konnten. Zwei Männer und drei Frauen mit bunten Anziehsachen trällerten ins Mikrophon „lala schubiduuu“.  Noah wippte zum Rhythmus der Musik auf den Schultern seiner Mutter hin und her und Naoko kreischte vor Vergnügen.

Da das Straßenfest in einer sonst eher ruhigen Gegend stattfand und alle anderen Zuschauerinnen und Zuschauer ganz ruhig und brav auf ihre Stühlen saßen, haben sich Naokos Papa und Noahs Mama sofort nett gefunden und angelächelt. Es störte sie auch gar nicht, dass andere Leute sie anschauten.

Die besten Freunde – Naoko und Noah

Seitdem spielen Naoko und Noah immer zusammen. Als sie noch kleiner waren krabbelten sie um die Wette und kugelten sich danach auf der Picknickdecke.

Heute spielen sie am liebsten Streiche. Einmal schelten sie an der Türklingel von Herrn Schubitz, er wohnt einen Stockwerk unter Noahs Familie. Herr Schubitz macht mittags immer eine Stunde Mittagsschlaf, denn er arbeitet an der Grundschule als Deutschlehrer und Kunstlehrer und muss sich nach der Arbeit erstmal in sein Bett legen. „Einen Schönheitsschlaf machen“ , wie er es nennt. Aber wahrscheinlich muss er sich nur ausruhen von dem Lärm in seiner Klasse, der 3c. Das ist nämlich die wildeste Klasse aus der ganzen Schule. Naoko und Noah finden auf jeden Fall, dass Herr Schubitz viel zu schön ist, um Schönheitsschlaf zu brauchen. Er hat schulterlange braune Locken und trägt selbstgestrickte Pullover mit Mustern.

Der Streich am Mittwochnachmittag

An einem Mittwochnachmittag klingelt Naoko an seiner Tür. Noah hat sich im Treppenhaus versteckt und schaut von der zweiten Etage aus sicherer Entfernung zu. Herr Schubitz öffnet verschlafen die Tür, seine Schlafbrille hängt ihm unter dem Kinn. „Ja, bitte?“.

Naoko stellt sich breitbeinig vor die Tür und schaut ihm fest in die Augen. „Ich muss mit Ihnen ein ernstes Gespräch führen!“. „Kennen wir uns?“. „ Wenn sie wüssten“, sagt Naoko und schaut auf die Hausschuhe von Herr Schubitz.

Herr Schubitz runzelt die Stirn. So ganz wach ist er noch nicht, aber ein bisschen neugierig ist er schon, warum das Mädchen mit der blauen Latzhose und den grünen Sandalen, was ihn so anschaut, als würde es gleich etwas großes und wichtiges verkünden, dort vor ihm steht.

„Herzlichen Glückwunsch – Sie haben einen Elefanten gewonnen“!

Herr Schubitz schaut irritiert, aber das Mädchen blickt ihn weiterhin so ernsthaft und eindringlich an, dass er seinen Blick nicht abwenden kann.

„Hier Bitte“ – sie überreicht ihm eine riesige Leine und dazu ein Foto von einem echten Elefanten. „Der Elefant wird morgen geliefert, bitte räumen sie ihr Schlafzimmer frei und kaufen sie ein paar Bananen“. Eigentlich ist die Leine ein altes Seil, mit dem Naoko mit ihren Geschwistern Tauziehen spielt, aber das kann ja Herr Schubitz nicht wissen.

Noah trötet ein „Töröööh“ durchs Treppenhaus. Er kichert lautlos in sich hinein. Zu witzig sieht es aus, wie der zerzauste Herr Schubitz völlig ahnungslos dort steht und nicht weiß, ob er träumt oder wach ist.

Nun kommt auch Noah verstohlen aus seinem Versteck. Er stellt sich neben Naoko. „ Und – freuen sie sich?“.

Ein Elefant, der Blaubeer-Eis mag!

Jetzt hat auch endlich Herr Schubitz verstanden, dass er hier gerade veräppelt wurde und er wohl nicht Vater eines Elefanten wird. Doch Herr Schubitz mag das Spiel, was Naoko und Noah sich ausgedacht haben und freut sich, über die gute Unterhaltung nach seinem Schönheitsschlaf. Direkt kommt ihm eine Idee: „Kinder, ihr kommt leider zu spät! Mein Elefantenhotel ist schon ausgebucht. Aber gerne erzähle ich euch bei einem leckeren Eis von all den tollen Geschichten, die mir die Elefanten den ganzen Tag erzählen. Und euer lieber Freund hier? Der hat doch bestimmt auch Lust auf ein Eis!“

Naoko und Noah lächeln sich an. Ein Eis ist das Beste, was sie sich jetzt vorstellen können! Noah ruft voller Freude: „Unser Elefant mag am liebsten Blaubeer-Eis!“

Herr Schubitz schnappt sich seine rote Jeansjacke und schon machen sie sich gemeinsam auf den Weg – Naoko, Noah, Herr Schubitz und der Elefant.

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