Lockerungsübungen in die 3. Corona-Welle

Neues zu den Corona-Regeln (Teil1)

Am Mittwoch haben die Kanzlerin und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten getagt und eine Öffnungsperspektive beschlossen. Gleichzeitig deuten alle Zeichen auf einen Wiederanstieg der Corona-Neuinfektionen an, die zu einer dritten Welle führen dürften.

Lockerungsübungen in die 3. Corona-Welle

Wie ist die aktuelle Lage?

Nachdem die Zahl der bestätigten Ansteckungen mit COVID 19 sich in den letzten beiden Monaten deutlich verringert hat, steigen die Werte seit über zwei Wochen wieder leicht an. Lag die 7-Tage-Inzidenz am Freitag vor zwei Wochen im Bundesdurchschnitt bei 57 je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, beträgt sie nunmehr rund 65.

Dieser Anstieg spiegelt sich auch in den Bundesländern wider, auch wenn es weiterhin erhebliche Schwankungen gibt: aktuell liegt nur noch Rheinland-Pfalz unter der Marke von 50 Neuansteckungen je 100.000 in den letzten sieben Tagen. In Baden-Württemberg und Niedersachsen sind die Werte immerhin noch unter 60. Demgegenüber hat Thüringen mittlerweile wieder einen Wert von annähernd 130, in Sachsen-Anhalt waren es 86. Die Abbildung zeigt, wie sich die Werte in den Ländern in der letzten Zeit entwickelt haben – sie sind fast überall gestiegen. Hinzu kommt, dass die britische Mutation sich rapide ausbreitet, da sie deutlich ansteckender ist als die vorhergehenden Varianten.

Mit welcher Entwicklung ist in den kommenden Tagen und Wochen zu rechnen?

Die ansteigenden Werte sind trotz des immer noch geltenden Lockdown-Regelungen zu beobachten. Es ist daher ein verstärkter Anstieg zu erwarten, wenn die am Mittwoch beschlossenen Lockerungen in den kommenden Wochen realisiert werden. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass die britische Mutation eine immer größere Bedeutung bekommen wird. Die Entwicklung der vergangenen Wochen ist genauso verlaufen, wie von den Prognosen vorhergesagt.

Es ist daher extrem wichtig, dass wir alle durch vorsichtiges Verhalten dazu beitragen, einen verstärkten Anstieg der Infektionszahlen möglichst verhindern. Gleichzeitig gilt es aber auch, die psychische Belastung möglichst gering zu halten bzw. nicht weiter zu erhöhen.

Sind Schulen Treiber der Pandemie?

Eine Studie des Robert Koch Instituts hat letzte Woche festgestellt: „Zusammenfassend legen die vorgestellten Daten und die genannten obigen Studien nahe, dass Schülerinnen und Schüler eher nicht als „Motor“ eine größere Rolle spielen, aber dass die Häufigkeit in einer engen Beziehung zur Inzidenz in der Gesamtbevölkerung steht.“ In den nachfolgenden Sätzen wird auf die begrenzte Streuung bzw. Verbreitung außerhalb der unmittelbaren Gruppe von Schülerinnen und Schüler hingewiesen. Das heißt, dass Schülerinnen und Schüler im Schnitt in etwa genauso häufig erkranken wie die Bevölkerung insgesamt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die durchschnittliche Infektion der Bevölkerung stark durch das hohe Infektionsrisiko älterer Menschen beeinflusst werden. Würde man diese Gruppe herausnehmen, würde sich das Ergebnis verändern. Die Schlussfolgerung des RKI überzeugt mich daher nicht.

Vergrößert die britische Mutation das Ansteckungsrisiko für Kinder und Jugendliche?

Die britische Mutation ist deutlich ansteckender als die bisherigen Varianten, die gilt auch für Kinder und Jugendliche. Möglicherweise ist sie bei kleineren Kindern sogar deutlich ansteckender, auch scheint der Verlauf ungünstiger zu sein. D.h. er dauert oft länger und/oder ist häufiger mit einem schwereren Verlauf verbunden.

Öffnung von Kitas

Die ersten Länder haben bereits am 22. Februar wieder angefangen, die Notbetreuungsregelungen zu lockern. Mittlerweile ist wieder etwa die Hälfte der Kinder in den Kitas. Die meisten Länder planen jetzt die vollständige Rückkehr in den Normalbetrieb, auch wenn es teilweise noch „Betrieb unter Pandemiebedingungen“ heißt.

Siehe zu den Regelungen in den einzelnen Ländern CWDI.

Öffnung von Schulen

Die ersten Länder haben bereits am 22. Februar wieder angefangen, Schulen wieder stärker für den Präsenzunterricht zu öffnen. In der Regel waren dies die unteren Klassen in den Grundschulen sowie die Schülerinnen und Schüler in den Abschlussklassen. Meist handelt es sich um einen Wechselunterricht mit verkleinerten Klassen – die konkrete Umsetzung (z.B. täglicher oder wöchentlicher Wechsel) obliegt meist den Schulen.

Mittlerweile haben die Kultusministerinnen und Kultusminister beschlossen, dass nach und nach alle Klassen im Laufe der nächsten Wochen bis Ende März in die Schulen zurückkehren sollen. Es wird dabei zunächst beim Wechselunterricht bleiben.

Ein Teil der Länder hat die Anwesenheitspflicht im Unterricht weiterhin ausgesetzt. Das heißt: die Kinder müssen nicht in die Schule gehen, sie können auch zuhause bleiben. In vielen Fällen könnte dies aber bedeuten, dass sie nichts oder wenig vom Unterricht mitbekommen, da die Lehrerinnen und Lehrer nicht gleichzeitig vor der Klasse stehen und im Distanzunterricht engagiert sein können. Auch wenn das oft erwartet wird.

Siehe zu den Regelungen in den einzelnen Ländern CWDI.

Kontakte außerhalb der Schule, z.B. zum Sport usw.

Am Mittwoch wurde auch beschlossen, dass man sich wieder mit mehr Menschen treffen kann. Allerdings sind die Regelungen abhängig von der Infektionslage vor Ort:

Wenn die Inzidenzlage zwischen 50 und 100 Neuinfizierte je 100.000 Personen in den letzten 7 Tagen ist:

Dann können sich bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgezählt. Ihre Beschränkung liegt bei 20 Kindern in einer Gruppe, wenn dieser Sport draußen erfolgt.

Wenn die Inzidenzlage kleiner als 50 Neuinfizierte je 100.000 Personen in den letzten 7 Tagen ist:

Dürfen bis zu 10 Personen gemeinsam draußen Sport treiben, sofern es um Sport handelt, bei dem es keinen Körperkontakt gibt. Das heißt: gemeinsam laufen, Tennis spielen ist erlaubt – Fußball, Basketball etc. nicht (mit so vielen Menschen gleichzeitig). Bei Kindern gibt es nach meinem Verständnis keine Einschränkungen, d.h. sie müssten auch in größeren Gruppen z.B. Ballspielen dürfen.

Wenn die Inzidenzlage größer als 100 Neuinfizierte je 100.000 Personen in den letzten 7 Tagen ist:

In diesem Fall gelten wieder die „alten“ Regelungen. Das heißt: Treffen mit maximal einer anderen Person aus einem anderen Haushalt, kein Sport in Gruppen, egal ob Joggen oder Ballspielen etc.

Nach meinem Verständnis müssten in diesem Fall auch Kitas und Schulen dann eigentlich wieder in den Lockdown gehen, allerdings gibt es dazu meines Wissens keine Verabredungen, auch nicht der Kultusministerkonferenz.

 

Am 7. März erscheint Teil 2 mit Handlungsoptionen für Eltern zum Thema Schule in der Pandemiezeit.

Themen

Artikel zum Thema