Ernährer, Held und Welterklärer?

Was einen „guten Vater“ wirklich ausmacht

Viele Väter sind ohne Vater aufgewachsen. Manchmal, ganz früher, war er noch im Krieg, manchmal arbeitete er so viel, dass er die Kinder unter der Woche gar nicht sehen konnte. Wie also lernt ein Mann, wenn er selbst Vater wird, was ein „guter Vater“ ist?

Ernährer, Held und Welterklärer?

Um das herauszufinden, haben wir von der ElternHotline mit zwei Männern gesprochen, die die Erfahrung, selbst Vater zu werden, schon gemacht haben. Die schon Windeln wechseln, sich das Nachts-Aufstehen teilen oder Arbeitszeit reduzieren, um für ihre Kinder da zu sein. Sie heißen Martin, Arzt aus Stuttgart, und Philipp, Berater für Energiepolitik aus Berlin.

Der Übervater auf dem goldenen Podest

Philipps Vater war so ein abwesender Vater. Ein Vater, den man gut idealisieren kann, weil man ihn im Alltag nicht zu Gesicht bekommt. Weil er nicht Staub saugt und nur im Urlaub wirklich Zeit hat. Ein Vater, der Philipp selbst nicht sein wollte, weil er feststellen musste, dass sein Vater und das Ideal nicht dieselbe Person waren. Deshalb hat er bald gemerkt, dass mit der Geburt seines Sohnes die Karriere nicht mehr so wichtig für ihn war. Dass er nicht mehr auf Abendveranstaltungen gehen wollte und sich selbst zu Hause mehr einbringen wollte. „Das ist auch wichtig, dass man dann aktiv Verantwortung übernimmt. Dass man dann auch Sachen macht, auf die man vielleicht gerade keine Lust hat, wie Windeln wechseln“, sagt Philipp.

„Mein Vater war sich für keinen Spaß zu schade“

Bei Martin war das anders. Er beschreibt, dass er eine sehr gute Beziehung zu seinem Vater hat und hatte: „Obwohl ich ihn in der Kindheit aufgrund seines Berufes nicht sehr oft gesehen habe, war er mir immer ein großes Vorbild und ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Auch heute noch kann ich mich immer bei ihm melden, wenn etwas ist. Er unterstützt mich und meine kleine neue Familie mit allem, was er hat. Außerdem war er sich für keinen Spaß zu schade. Er hat immer mit viel Freude die Zeit mit mir und meinen Brüdern verbracht.“

Durch die Vaterschaft fühlt sich Martin angekommen, Philipp wächst daran

Martin sagt, dass die Vaterschaft sein Leben entschleunigt hat. Und dass seine kleine Tochter ihm so viel Ruhe und Selbstsicherheit gibt, die er vorher gar nicht kannte. „Es klingt vielleicht schnulzig, aber man fühlt sich irgendwie angekommen. Das Gefühl, irgendetwas zu verpassen, kenne ich gar nicht mehr“, sagt Martin.

Auch Philipp glaubt, dass es positive Auswirkungen auf Männer hat, wenn sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen können: „Ich habe in dieser kurzen Zeit so viel gelernt, wie noch nie in meinem Leben. Man hat diese Unmittelbarkeit. Man kann daran gar nicht nicht wachsen“, sagt Philipp. „Man lernt so viel auch über sich selbst, weil es  ja auch körperliche Ähnlichkeiten mit dem Kleinen gibt und Ähnlichkeiten in den Verhaltensweisen. Ich glaube, wenn man kein Kind hat, kann man selbst auch gar nicht erwachsen werden“, so Philipp.

„Ein Vater muss Orientierung bieten in der Rolle als Mann“

Was, also, macht einen „guten Vater“ aus der Sicht dieser zwei jungen Väter aus? Philipp ist klar: „Ein Vater muss Orientierung bieten in der Rolle als Mann. Dafür muss er erreichbar sein.“ Aber er fügt hinzu: „Sobald man sich über Vaterschaft und Männlichkeit Gedanken macht, denkt man ja auch über Geschlechterrollen nach. Da ist es wichtig, offen zu sein für neue Erfahrungen."

„Sobald du ein Kind kriegst, musst du dich entscheiden: Lässt du dich darauf ein oder wie gehst du damit um: Bist du der Familienernährer und die Frau kümmert sich um alles andere?“

Philipp hat sich dagegen entschieden und seine Arbeitsstunden reduziert. Er verbringt jetzt sehr viel mehr Zeit mit seinem Sohn. Das geht nur, weil er sich selbstständig gemacht hat. Bei seinem alten Arbeitgeber wurde er schief angeschaut, weil er Stunden reduzieren wollte.

„Ein guter Vater ist zuallererst liebevoll und kann auch Gefühle zeigen“

Martin betont vor allem Eigenschaften wie Mut, Empathie und Nahbarkeit:

„Ein guter Vater ist mutig, zeigt Stärke, gleichzeitig sollte er auch einfühlsam und lustig sein. Ein guter Vater sollte Zeit mit seinen Kindern verbringen. Er sollte immer für sie da sein und dem Kind das Gefühl von Geborgenheit geben“, meint Martin.

Klingt nach einer Menge Anforderungen für eine Person! Aber zum Glück musst du das ja aber nicht allein schaffen. Denn auch Mütter fragen sich, wie eine gute Mutter aussehen muss. Schau doch gleich einmal vorbei!

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