Das smarte Kind im Mediendschungel

Der Spagat zwischen den Wünschen der Kinder und den Sorgen der Eltern

Endlose Diskussionen, viel Gezeter und Heimlichtuerei. Das sind meine ersten Gedanken zum Thema Medien in meiner Jugend. Wäre es nicht schön, wenn wir uns davon lösen könnten und im Gespräch gemeinsam Regelungen treffen könnten, die alle mit ins Boot holen? Ein paar ganz persönliche Ideen zum Thema Medien in Familien.

Das smarte Kind im Mediendschungel

Was gab es bei mir zu Hause für einen Stress, weil ich mich unbedingt auf Facebook anmelden wollte. Meine Eltern haben es mir verboten. Klar, es gibt genug Horrorgeschichten über versehentlich öffentliche Veranstaltungen oder peinliche Fotos. Aber dass ich das Gefühl hatte, was zu verpassen, weil meine FreundInnen dort waren, konnten sie nicht nachvollziehen. Es gab ja schließlich genug andere Wege, in Kontakt zu bleiben.

Alles oder nichts funktioniert nur am Lichtschalter

Viele Eltern sind verunsichert. Inzwischen verstehe ich die Bedenken meiner Eltern. Ich weiß auch, dass „Alle anderen dürfen aber auch!“ kein gutes Argument ist. Es gibt eine riesige Anzahl an Medien, seien es soziale Netzwerke oder Videoplattformen. Und es werden immer mehr! Niemand kann das alles überblicken und alle Gefahren im Blick behalten. Dennoch hilft es nicht, einfach alles zu verbieten.

Bei anderen Eltern führt die Überforderung zur gegenteiligen Reaktion. Weil sie sich keinen Überblick verschaffen können, ist alles erlaubt. Das mag für weniger Streit zu Hause sorgen, aber gut ist das auch nicht. Ich kann schlecht einschlafen, wenn ich vorher lange auf einen Bildschirm gestarrt habe. Und egal auf welchem Kanal, überall ist viel los, es ist bunt und laut. Das überfordert ja sogar Erwachsene. Dass das für Kinder mindestens genauso schädlich sein kann, wissen viele nicht. Dafür ist die Medien- und Technikwelt zu neu und schnelllebig.

Niemand hat die ultimative Lösung parat

Eltern sind von dem Überangebot an Beratung zum Thema Medien und denen, die eh alles besser wissen und mit erhobenem Zeigefinger schimpfen, umringt. Dass da niemand eine einfache und schnelle Lösung findet, ist klar. Und dennoch ist es gut, sich mit dem Thema Medien auseinanderzusetzen, anstatt in das eine oder in das andere Extrem zu verfallen.

Medien an sich sind weder gut noch böse, es kommt auf den Umgang mit ihnen an. Und auch die meisten Kinder möchten nicht, dass peinliche Bilder von ihnen verbreitet werden oder, dass auf einmal Fremde vor ihrem Haus stehen. Und dennoch wollen sie auf dem neuesten Stand bleiben. Was machen ihre FreundInnen so, was passiert in anderen Teilen der Welt und was bewegt Gleichaltrige?

Mehr Verständnis füreinander hilft

Es ist überhaupt nicht schlimm, sich nicht mit allem auszukennen und nicht zu wissen, was es so an Angeboten gibt. Das kann keiner. Stattdessen können wir gemeinsam lernen. Ich hätte mich gefreut, wenn sich meine Eltern mit mir hingesetzt hätten, mir ihre Bedenken erklärt hätten und ich ihnen meinen Standpunkt dazu erklären hätte können. Ich hätte ihnen sagen können, wozu ich Facebook überhaupt nutzen möchte und wir hätten über absolute No-Gos in sozialen Medien sprechen können. Vielleicht wären wir zu einer Einigung gekommen, ich hätte mich schon früher bei Facebook anmelden dürfen und wir wären zusammen die Einstellungen zur Privatsphäre durchgegangen. Das hätte uns einiges an Streit erspart. Doch dazu war ich zu sehr Teenagerin, die etwas blauäugig war, was die möglichen Gefahren des Netzwerks angeht, und die Sorgen meiner Eltern waren zu groß.

Irgendwann durfte ich mich dann übrigens anmelden. Mittlerweile nutze ich Facebook kaum noch, ich habe eh kaum Fotos hochgeladen oder Sachen gepostet. Im Endeffekt war das wohl viel Drama um so gut wie nichts.

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