Corona-Stress der Eltern belastet Kinder stark
Eine neue Studie zeigt, dass Konflikte in der Familie zulasten der Kleinsten gehen.
Mehrere Wochen konnten sie Freunde und Verwandte nicht sehen, nicht in die Kitas, die Schule oder auf den Spielplatz. Jetzt zeigt die COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), dass die Corona-Beschränkungen für das seelische Gleichgewicht von Kindern nicht ohne Folgen waren. Besonders beeinflusst wurden sie dabei von Konflikten im familiären Umfeld.
Stress, Angst und Depressionen haben zugenommen
Laut dieser Studie haben Stress, Angst und Depressionen unter Kindern zugenommen. Sie klagen verstärkt über Kopf- und Bauchschmerzen sowie Einschlafprobleme und sind häufiger gereizt. Mehr als 70 Prozent der Kinder haben demnach angegeben, sich durch die coronabedingten Maßnahmen seelisch belastet zu fühlen. Ein weiterer Punkt ist auch, dass sie sich schlechter ernähren und weniger bewegen. Gleichzeitig verbringen sie mehr Zeit am Handy und vor dem Fernseher.
Streit und Konflikte in der Familie belasten Kinder stark
Stärker vertreten sind diese Zahlen in Familien, in denen weniger Einkommen zur Verfügung steht und auf engem Wohnraum gelebt werden muss. „Mangelnde Rückzugsmöglichkeiten und fehlende Tagesstruktur führen besonders in Krisenzeiten zu Streit und Konflikten in der Familie. Wir konnten daher deutlich sehen, dass die Kinder sich vor allen Dingen dann seelisch belastet gefühlt haben, wenn die Eltern auch belastet sind und viel Stress empfinden", schildert Ulrike Ravens-Sieberer, die die Studie geleitet hat, die Situation.
Auch die Leiter der Studie sind über die deutlichen Ergebnisse überrascht
"Wir haben mit einer Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens in der Krise gerechnet", sagt Ravens-Sieberer, „Dass sie allerdings so deutlich ausfällt, hat auch uns überrascht."
Für die Studie wurden 1000 Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 17 Jahren sowie 1500 Erwachsene per Online-Fragebogen befragt. Dabei ging es um Themen wie psychisches Wohlbefinden, Lebensqualität sowie Fragen zu Schule, Familie und Freunden.
Online-Beratungsangebote und persönliche Betreuung können helfen
Wichtig seien jetzt konkrete Konzepte, wie Kindern und deren Familien geholfen werden kann; auch im Hinblick auf die Gefahr einer zweiten Corona-Welle im Herbst. Hier könnten Online-Beratungsangebote und persönliche Betreuung helfen. Ravens-Sieberer warnt allerdings davor, die Ergebnisse zu stark zu dramatisieren: Es gebe aus anderen Erhebungen durchaus die Befunde, dass die Zahlen mit zunehmenden Lockerungen wieder abgenommen hätten. Geplant seien deshalb weitere Studien, zum Beispiel auch im europäischen Vergleich.
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