Gefühle einer alleinerziehenden Mama
„Erzähl doch mal!“ - Eltern berichten aus ihrem Alltag
Durch das Corona-Virus wurde unsere Welt auf den Kopf gestellt. Unser Alltag hat sich verändert und wir stehen vor ganz neuen Herausforderungen. Für manche Menschen kehrt langsam der Alltag zurück oder Neues ist inzwischen zur Gewohnheit geworden. Doch gerade Eltern haben durch das Corona-Virus viel erlebt und müssen sich in ihrem Alltag weiterhin zahlreichen Schwierigkeiten stellen. Wir möchten mit Eltern über ihre Erfahrungen sprechen. Wir möchten zuhören und berichten. Denn nur, wenn Eltern eine Stimme haben, können wir alle von ihnen lernen und auf diesem Weg auch für die Kleinsten unter uns da sein.
Wir müssen den Blick auf Eltern und Kinder richten
Lea, alleinerziehende Mutter einer dreijährigen Tochter zögerte nicht lange, ihre Erfahrungen der letzten Zeit mit der ElternHotline zu teilen. „Ich habe das Gefühl, dass Kinder gesellschaftlich nicht sehr wahrgenommen werden und auch die Situation der Eltern belächelt wird.“ Damit spricht Lea an, was viele Eltern durch das Corona-Virus in ihrem eigenen Leben erfahren haben: Regelungen, die nur schwer mit dem Alltag der Familie zu vereinbaren sind. Politische Entscheidungen, die weder den Eltern noch den Kindern helfen. Fehlende Betreuung und geschlossene Schulen. Dass diese Situation das ganze Leben verändert, wird auch bei Lea deutlich. „Mein Plan wurde durch die Schließung der Betreuungsstätten schlichtweg zerstört. Ich konnte mein Kind nicht mehr abgeben, die Uni nicht mehr besuchen und nicht mehr arbeiten gehen.“
Die Veränderungen sind groß. Das gesamte Leben muss an die neuen Bedingungen angepasst werden
Nicht nur die geschlossenen Kindergärten und ganz neue Alltagsstrukturen sind schwierig für die Familien. Es sind auch Gefühle der Hilflosigkeit und Überforderung, die Eltern derzeit stark belasten. „Früher habe ich immer einen inneren Kompass gehabt, der mir bei Entscheidungen den richtigen Weg gezeigt hat und mir in schwierigen Situationen eine Richtung vorgab. Dieses Gefühl ist weg. Ich finde es nicht mehr.“ Lea ist alleinerziehend. Durch die fehlende Kita-Betreuung ist sie damit wie viele andere Elternteile vollkommen auf sich gestellt. Ihre Tätigkeit im Einzelhandel konnte sie deshalb nicht mehr ausüben, obwohl der Laden bereits seit einigen Wochen wieder geöffnet hat. Sie sammelte Minus-Stunden an und nahm ihren Jahresurlaub. Eine Kündigung blieb ihr zwar erspart, aber hinzu kamen weitere Probleme, mit denen sie sich beschäftigen musste: „Es kommen immer mehr störende Faktoren hinzu, wie die Einforderungen meiner Krankenkasse, die mich nicht mehr studentisch versichern will, weil ich über 30 bin.“
Corona zeigt, was in unserer Gesellschaft fehlt
Das Corona-Virus hat vieles verändert. Es hat sich gezeigt, dass Eltern und ihre Kinder eine andere Form von Unterstützung brauchen. Denn viele Regeln und Beschlüsse waren bisher nicht hilfreich für die Familien. Auch Lea sieht das so: „Warum denkt man gerade in dieser Zeit nicht nachhaltiger? Das sind wir doch unseren Kindern schuldig. Sie haben nur diese eine Zukunft, die wir ihnen jetzt kaputt machen.“ Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen. Das klappt nur, wenn wir die Lebenswelt der Eltern und Kinder berücksichtigen. „Wir müssen aufwachen und auch die Regierung muss sich bewusst machen, was sie der kommenden Gesellschaft hinterlassen will.“, sagt Lea auf die Frage, mit welchen Gedanken zur Zukunft sie sich beschäftigt. Dennoch nimmt sie auch positive Eindrücke aus dieser Zeit mit. Sie ist stärker geworden und hat erkannt, dass auch in kleinen Momenten pures Glück stecken kann. „Meine Tochter hat letzte Woche zu mir gesagt: Ich bin stolz auf dich, Mama! Das war die schönste Liebeserklärung der Welt.“
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