Mädchen, divers, Junge – wer entscheidet, welches Geschlecht dein Kind hat?
Was Intersexualität bedeutet und warum es keine Krankheit ist
„Was wird es denn? Wisst ihr das schon? Wird es ein Mädchen oder ein Junge?“ Das sind die Fragen, die Schwangere oft zu hören bekommen. Manche Eltern wollen das Geschlecht des Ungeborenen wissen, manche lassen sich überraschen. Und wieder andere wissen bereits, dass sie diese Frage nicht beantworten können.
Geschlecht ist in unserem Alltag klar geregelt: Eine Person ist entweder eine Frau oder ein Mann
Unser Alltag ist gegliedert in die Vorstellung von Mann und Frau, von männlich und weiblich. Ob man zur Toilette geht oder einen Pass beantragen will, ob man ein Facebook-Profil anlegt, oder sich um einen Job bewirbt. Das Geschlecht spielt im Alltag eine große Rolle und scheint ganz selbstverständlich. Jeder weiß doch, ob er eine Frau oder ein Mann ist!?
Geschlecht wird an vielen verschiedenen Merkmalen festgemacht
Die Antwort ist: Nein. Und auch nicht: Leider nein. Denn es werden tagtäglich Kinder geboren, die sowohl männliche als auch weibliche Merkmale haben. Denn Geschlecht lässt sich an vielen Merkmalen festmachen. Darunter fallen:
- Die Chromosomen, von denen XX als weiblich und XY als männlich gelten
- Die Hormone, von denen Östrogen und Progesteron als weiblich und Testosteron als männlich verortet werden
- Die Genitalien, bei denen Vulva und Vagina als weiblich und der Penis als männlich gilt
- Die Keimdrüsen, bei denen die Eierstöcke als weiblich und die Hoden als männlich kategorisiert werden
Was tun Ärzte, wenn die Merkmale deines Babys männlich und weiblich sind?
Nach der Geburt wird das Geschlecht deines Babys festgestellt. Was passiert nun, wenn ein Baby sowohl weibliche als auch männliche Merkmale aufweist, also intersexuell ist? Seit 2019 existiert dafür in der Geburtsurkunde oder im Pass die Bezeichnung „divers“. Die ist aber noch relativ neu. Und muss noch immer von einem Arzt bestätigt werden.
Oft ging man so vor, dass Eltern oder Ärzte selbstständig eine Entscheidung darüber getroffen haben, welches Geschlecht das Kind haben soll. Darauf folgte direkt eine Operation, in der die Geschlechtsteile entfernt wurden, die nicht zu dem zugeordneten Geschlecht passten. Das hatte oft weitreichende Folgen:
- Was, wenn das Kind in seiner Entwicklung merkt, dass es sich gar nicht als Junge oder Mädchen fühlt?
- Was, wenn sich das Kind irgendwie „falsch“ fühlt und nichts davon weiß, dass es eigentlich mehrere Merkmale hatte, also intersexuell war?
- Was, wenn die Folge daraus, Krankheit, zum Beispiel Depressionen, sind?
- Was, wenn bei der Operation wichtige Nerven beschädigt wurden?
Kein Arzt darf entscheiden, was für dein Kind „richtig“ ist, denn Intersexualität ist keine Krankheit
Noch immer wissen viele Menschen nicht, was Intersexualität bedeutet und denken manchmal, dass es eine Krankheit ist. Das stimmt aber nicht. Intersexuelle Menschen kämpfen dafür, als das angenommen zu werden, was sie sind:
Menschen mit männlichen und weiblichen Merkmalen.
Denn damit kann eine Person leben, ohne sich auf ein Geschlecht festlegen zu müssen. Deshalb warten Ärzte heute oft solange, bis das Kind alt genug ist und selbst entscheiden kann, was es sein möchte: Frau, Mann oder ganz normal divers.
Info: Neben intersexuellen Menschen gibt es auch den Begriff der transsexuellen Person. Hier ist das Geschlecht biologisch eindeutig festgelegt, sie fühlen sich aber als das andere Geschlecht. Hier kann das Geschlecht auf Wunsch durch Operation und die Gabe von Hormonen verändert werden. Für mehr Informationen können wir dir den Film „Girl“ (2018) empfehlen.
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