Darf Mia mit Husten noch auf Omas Schoß?

Zwei Ärzte erzählen, was in Zeiten von Corona erlaubt ist und worauf du als Elternteil achten musst

Gesundheit! Erkältungszeit geht los! Deine Tochter hustet und schnieft schon seit Tagen und morgen willst du mit ihr zum Geburtstag deiner Mutter. Jetzt stellst du dir die Frage: Ist das noch in Ordnung?

Darf Mia mit Husten noch auf Omas Schoß?

Hygienefachschwestern überwachen die Vorschriften

Immo und Hans-Friede Boekhoff sind Ärzte und beide in Arztpraxen in zwei unterschiedlichen Bundesländern tätig. Immo als Neurologe und Hans-Friede als Allgemeinmediziner. Sie haben durch die Corona-Pandemie einige Änderungen in ihren Praxen vornehmen müssen. Beispielsweise gibt es eine Hygienefachschwester, die darauf achtet, dass alle die Vorschriften einhalten. Dabei steigen auch die Kosten für Schutzkleidung und Desinfektionsmittel. Auch der organisatorische Aufwand steigt. Nur die Zahl der Patienten sank zu Anfang. Denn solche, die oft ängstlich oder sogar depressiv sind, trauten sich dann nicht mehr in die Praxis.

Bei jeder Schniefnase kommt das Thema „Verdacht auf Corona“ ins Spiel

Das hat sich aber inzwischen geändert. Corona-Fälle haben beide – wissentlich - noch keine behandelt. „Es ist aber jetzt so, dass bei jeder Schniefnase das Thema „Verdacht auf Corona“ ins Spiel kommt“, beschreibt Immo seinen Alltag. Hans-Friede erzählt, dass es momentan in Brandenburg aber nur 7 aktive Corona-Fälle gebe. Davon müsse einer im Krankenhaus behandelt werden. Schwierig werde es dann, wenn die Viren in ein Krankenhaus oder ein Seniorenheim kommen.

„Menschen mit schwachem Immunsystem meiden“

Und auch Menschen mit schwachem Immunsystem sind gefährdet. Das betrifft häufig auch alte Menschen. Mia darf mit Husten also nicht zu Oma auf den Schoß! Nein, auch nicht kurz! Doch die wichtigste Frage bei kleinen Kindern ist immer noch: Wie unterscheide ich einen Schnupfen von einer risikoreichen Corona-Infektion? Hans Friede sagt dazu: „Es ist schwierig, die Unterscheidung zwischen banalem Atemwegsinfekt und Corona-Infektion zu treffen. Daher ist es notwendig, konsequent, wie vorher auch, alle Patienten testen zu lassen, die sich mit Symptomen in der Praxis melden.“

„Das Auftreten schwerer Erkrankungen ist bei Kindern selten“

Doch Grund zu großer Sorge für die Kleinsten sieht Hans-Friede nicht: „Gesundheitliche Probleme bei Kindern sind ja relativ zu vernachlässigen, außer es liegen Vorerkrankungen vor“. Sollte das Kind Symptome zeigen, stellen sich, seiner Meinung nach, also zwei wichtige Fragen:

„Lebe ich in einer Region mit hohen Fallzahlen und hatte ich Kontakt zu einer infizierten oder möglicherweise infizierten Person? Ansonsten sollen die Symptome wie normale Erkältungssymptome behandelt werden. Dann ist eine Quarantäne oder eine Testung überflüssig! Dazu gibt es aber regionale Vorgaben vom Gesundheitsamt“, sagt Hans-Friede.

„Es müssen sich alle an die Regeln halten und das ernst nehmen!“

Auch wenn es also schwer fällt und Mia beim Babysitter bleiben muss. Es müssen sich alle an die Regeln halten! Denn das Problem sehen beide Mediziner nicht in zu lockeren Vorgaben von Behörden, sondern darin, dass sich viele Menschen, nicht an die Regeln halten:

„Es gibt viel zu kritisieren an den Behörden, aber wenn die Menschen nicht die Disziplin und den Menschenverstand aufbringen können, um die Sache angemessen zu behandeln, kann die beste Regierung und die beste Gesundheitsorganisation nichts dagegen tun“, gibt Immo zu bedenken.

Auch Hans-Friede sieht das ähnlich:

„Grundlegend kann man sagen, dass alle Maßnahmen, wie Abstandsregeln, Tragen von Mund-Nasen-Schutz und Händedesinfektion, Erfolgsaussichten haben und überall dort, wo möglich, durchgeführt werden sollten. Bei jüngeren Kindern sind sie aber eher nicht durchführbar: Hier muss man Kompromisse eingehen.“

Ein Kompromiss ist hier der Verzicht auf den Besuch der Oma. Bis der Husten vorbei ist. Und auch dann: Am besten mit Abstand!

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