„Eltern werden kaum berücksichtigt“ – warum Deutschland jetzt die ElternHotline braucht

3 Fragen an Dr. Dieter Dohmen, Gründer der ElternHotline

Die Entscheidung, Kitas und Schulen unter Corona zu schließen, war gerade öffentlich, da ging Dr. Dieter Dohmen, Bildungsforscher und selbst Vater eines Sohnes, mit dem gemeinnützigen Unternehmen ElternHotline an den Start. Im Interview erzählt er, warum er es so wichtig findet, mit seinem Team aus Coaches, TherapeutInnen, PädagogInnen und SozialarbeiterInnen für Eltern da zu sein.

„Eltern werden kaum berücksichtigt“ – warum Deutschland jetzt die ElternHotline braucht

1. Viele Betriebe müssen gerade schließen, oder sich zumindest stark einschränken. Warum hast du ausgerechnet in der Corona-Krise die ElternHotline gegründet?

D.D.: Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Lernbetreuung sind ja schon in Nicht-Corona-Zeiten eine echte Herausforderung. Das weiß ich aus eigener Erfahrung als Vater. Verwunderlich ist nur: Eltern werden im Prinzip kaum berücksichtigt. Eltern müssen aktuell Arbeit, Haushalt und Lernbegleitung beziehungsweise Kleinkindbetreuung unter einen Hut kriegen. Sie müssen sich im Homeoffice oder nach Feierabend – der eben keiner mehr ist – zweiteilen, oder möglicherweise sind sie sogar arbeitslos geworden. Das sind enorme Belastungen.

2. Was willst du mit der ElternHotline erreichen?

D.D.: Wir wollen Eltern stärken, die sich besonderen Herausforderungen stellen müssen. Jetzt zu Corona-Zeiten sieht man es mehr als deutlich: Wie gut Eltern mit ihren Kindern durch die Krise kommen, hängt von ihren persönlichen Möglichkeiten ab – die nunmal unterschiedlich sind. So etwas muss mitgedacht werden, da braucht es Unterstützung. Das hat sonst nichts mehr mit Chancengleichheit für alle Kinder zu tun und die Eltern brennen aus. Da muss man auch in die Zukunft gucken.

„Wie gut Eltern mit ihren Kindern durch die Krise kommen, hängt von ihren persönlichen Möglichkeiten ab.“

Eltern fehlt aktuell die zuverlässige Kinderbetreuung durch Kita und Schule, die aber notwendig ist, um arbeiten zu können und die Lebensgrundlage zu sichern; den Kindern hingegen fehlt die Förderung. Speziell jenen, die unter weniger günstigen Umständen aufwachsen. Ersatzunterricht mit digitalen Behelfsmitteln reicht nicht aus. Schließlich kann nicht jeder Haushalt einfach so einen Computer mit Internet fürs Kind zuhause hinstellen, komplizierte Schulaufgaben problemlos auf Deutsch erklären oder Zimmer freiräumen, die sich mehrere Kinder teilen. Diese Lücke in der Chancenverteilung gilt es zu schließen. 

3. Womit unterstützt ElternHotline Eltern und ihre Kinder?

D.D.: Zum einen sind wir persönlich für Eltern da, wenn es akut zuhause brennt. In wenigen Tagen steht unsere Rufnummer bereit, die veröffentlichen wir dann auf unserer Website. Da können alle Fragen des Alltags diskret und individuell beantwortet werden. Eltern müssen gehört werden.

„Eltern müssen gehört werden.“

Zum anderen wollen wir die Langzeitfolgen von Krisenzeiten abfedern, ob nun auf persönlicher Ebene oder unter einer Pandemie. Dafür stellen wir bereits gezielte Informationen auf unserer Website und den verschiedenen Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook und Twitter bereit. Zum Beispiel wissen wir genau, wo man passende Lernunterstützung für Kinder verschiedener Altersstufen bekommt, wir bieten aber eben auch Infos zur Stressbewältigung für Eltern, Hilfe bei Organisationsfragen, Vorschläge zur Freizeitgestaltung mit Kind und so weiter. Das alles bereiten wir so auf, dass Eltern kein Mehraufwand entsteht. Wir wollen ja entlasten. Mit unserer Projektseite corona-was-darf-ich.de bieten wir sogar einen tagesaktuellen Überblick zu den für Familien relevanten Corona-Lockerungen je Bundesland. Damit müssen Eltern nicht mehr selbst suchen. 

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